Friedrich Merz ist ein gefährlicher Schwurbler

In der Wirtschaftswoche Nr 47 (v17.11.23) erklärt Herr Merz seine Standpunkte. Neben einigen klugen Denkansätzen, vertritt er verschwurbelte Meinungen, die bei Beherrschung grundlegender Rechenarten offenkundig als Falsch bzw. unmöglich erkannt werden können.

Wir sollten den Begriff „Schwurbler“ nicht für völkischen Unsinn reservieren, sondern auf alle anwenden, die einfach offenkundigen Unsinn verbreiten.

Zum Thema Altersvorsorge vertritt er z.B. eine Umstellung des Gesellschaftsvertrages auf mehr Kapitaldeckung. Er wirbt mit dem Begriff des „Verdoppelungszeitraum“ dafür, möglichst früh einen Kapitalstock aufzubauen. Als Beispiel meint er, dass sich „ein eingesetztes Kapital mit sechs Prozent Zinsen alle 12 Jahre verdoppelt.“ Das würde aber heißen, dass unsere Wirtschaftsleistung in 100 Jahren (der Lebensspanne eines Menschen) über 254 mal so viel wie jetzt betragen würde, ganz zu schweigen von historischen Zeiträumen. Im Einzelfall können raffgierige Kapitalisten sicher ihr Vermögen über ein paar Jahrzehnte vervielfachen, aber bezogen auf die Altersvorsorge einer Gesellschaft ist so ein Gedankengang einfach Schwachsinn, aufgrund begrenzter Ressourcen.

Mit solchem neoliberalem Geschwurbel offenbart sich die umweltzerstörerische Menschenverachtung eines Finanzverwalters von Blackrock. Der Mann schickt sich an, als Staatenlenker die Geschicke unseres Landes mitbestimmen zu wollen und beherrscht nicht einmal die Grundrechenarten. Da er aber nicht dumm ist, muss Bößwilligkeit unterstellt werden. Das große Kapital wirft schon lange begehrliche Blicke auf soziale Rentensysteme. Sein schön klingender Vorschlag ist ein Frontalangriff  des (Blackrock)-Kapitals auf soziale Systeme.

Seine Ziele der Kapitalvermehrung sind nur zu erreichen, wenn alle paar Jahrzehnte ein großer Krieg alles Zerstört und „wir“ auf der Gewinnerseite stehen. Das passt zusammen damit, das sein erstes politisches Ansinnen Hochrüstung ist, statt die Umweltkrise zu meistern. Alternativ könnten seine finanziellen Rechenbeispiele auch mit 6% Inflation erreicht werden, also den Mittelstand zugunsten der Superreichen ausbluten. Im nächsten Absatz spricht er gegen Umverteilung von Vermögen und für Sozialabbau, aber das ist nicht neu für die CDU.

So schlecht die Ampel-Koalition vieles Themen angeht: Schlimmer geht immer.

 

Marktwirtschaft vom Kapitalismus befreien

Ich finde Marktwirtschaft natürlich. Menschen handeln und machen Unternehmungen. Damit befriedigen wir unsere Bedürfnisse. Zu Zeiten von Karl Marx waren Unternehmer und Kapitalisten weitgehend identisch, aber heute werden die meißten UnternehmerInnen und Unternehmen von Kapitalinteressen geleitet. Die Kapitalinteressen orientieren sich nicht an Menschen und Bedürfnissen, sondern am Profit. Dabei werden Natur, gute Ideen und tüchtige Menschen missbraucht.

Marktwirtschaft kann natürlich nur die Lebensbereiche betreffen, in denen Angebot und Nachfrage variabel sind. Das gilt u.a. nicht für Gesundheit, Geld und Boden. Wo der Markt nicht funktioniert, kann und muss eine Gesellschaft regulieren.

Der Finanzkapitalismus, breitet sich seit Jahrzehnten immer weiter aus. Man kann auch von einer Re-Feudalisierung sprechen. Die Finanzmärkte bringen die ehemals freien Unternehmen immer mehr in ihre Abhängigkeit. Demokratische Kräfte müssen gegen steuern. Die Vermögensscheere geht immer weiter auf. Die großen Vermögen sind immer weniger menschlich gesteuert, also immer unmenschlicher. Ein Beispiel sind die algorithmengesteuerten Finanzkonzerne.

Notwendige und mögliche Schritte einer demokratischen Gesellschaft, um dagegen zu Steuern  sind z.B. Vermögenssteuer und Finanztransaktionssteuer. Aber auch eine Kultur, die menschliche Werte mehr in den Fordergrund stellt, als Profit und Wachstum.